Die Sektion Davos des Schweizer Alpen-Club SAC erwirbt von der SAC Sektion St. Gallen die Grialetsch-Hütte SAC und plant für das Jahr 2021 einen An- und Umbau der Hütte. Das beliebte Ausflugsziel für Wanderer, Bergsteiger und Skitourenfahrer soll den aktuellen Gästebedürfnissen angepasst und zeitgemässe Infrastrukturen für den Hüttenwart erstellt werden.

1928: Baubericht vom Neubau der Grialetsch-Hütte SAC

Im Dezember 1928 hielt Architekt Fritz Küpfer in seinem Baubericht folgende Eckdaten fest:

  • Oktober 1927: Ausstecken und Nivellieren des Bauplatzes
  • November 1927: Zustimmung der Monatsversammlung der SAC Sektion St. Gallen
  • Winter 1927/28: detailliere Baupläne und Offerteinholung
  • April: Vertrag mit dem Baugeschäft Künzli & Mai, Davos
  • 25. Juni: Inspektion der Zimmermanns- und Schreinerarbeiten bei der Baufirma
  • 28. Juli: Erdgeschossgebälk fertig
  • 18. August: Aufrichte (Rohbau fertig)
  • Bis Anfang Oktober: Dachdeckerarbeiten und Innenausbau

Für die Transporte ab Dürrboden wurden drei Maultiere und zwei Treiber aus dem Livignotal verpflichtet, da es damals noch keine Helikopter gab: «Dreimal täglich stiegen diese Bergtiere bei ca. 150 kg Belastung die vielen Wegkehren hinauf zur Passhöhe, was für alle fünf pro Tag Fr. 60.- kostete.»

«Zuerst entstanden ca. 200 m vom Hüttenplatz entfernt eine Mannschaft- und Materialbaracke. Unweit von diesen, unter einem überhängenden Felsblock, dampfte bald ein Kessel, in welchem für die auf 15 bis 18 Mann anwachsende Besatzung die nahrhaftesten Gerichte in denkbar grössten Quantitäten gekocht wurden. Der grosse Stein des Anstosses, der mitten im Bauplatz lagerte, erhielt an empfindlichen Stellen eine gehörige Sprengladung und verschwand in kurzer Zeit im Fundament- und Terrainmauerwerk.»

Weil die Arbeitszeit für die Bauleute täglich 13 bis 14 Stunden betrug, stand die Hütte innert drei Monaten!

Quelle: Jubiläumskalender SAC St. Gallen 1863 – 201

1928: Einweihung der Grialetsch-Hütte SAC

Sonntag, 7. Oktober 1928, schneite es leise, Berge und Umgebung der Hütte waren leicht verzuckert, dichter Neben verschleierte das prächtige Panorama, das sich bei Sonnenschein von der Hütte aus entfaltet. Es mögen gegen 300 Personen anwesend gewesen sein, als um 10 Uhr die bescheidene Feier mit dem Liede «Wo Berge sich erheben» eröffnet wurde.

Dann bestieg der Präsident der Sektion St. Gallen, Prof. Tuchschmid, die Steinbank und ergriff das Wort zu seiner Festrede. Er begrüsste in erster Linie den anwesenden Stifter der Hütte, unser Ehrenmitglied Otto Fischbacher, der bis heute auf eine Steintafel mit dem St. Galler Bär gewürdigt wird:

S A C GRIALETSCHHÜTTE 2646 MüM
ERBAUT 1928 DURCH DIE SEKTION ST. GALLEN
GESTIFTET VON IHREM VETERANEN-MITGLIED

OTTO FISCHBACHER

Dieser hatte insgesamt Fr. 40‘000.- für den Hüttenbau gestiftet, was etwa 80% der Gesamtkosten entsprach. Prof. Tuchschmid dankte in bewegten Worten dem Stifter, der in hoher Begeisterung für unsere hehre Bergwelt der Sektion St. Gallen und dem Alpenclub diese Schenkung machte.

Das musste mit Speis und Trank gefeiert werden, wegen der vielen Besucher schichtweise. Eine warme Suppe, ein währschafter St. Gallerschüblig und ein guter Tropfen wärmten die durchfrorenen Gestalten wieder auf.

Quelle: Jubiläumskalender SAC St. Gallen 1863 – 2013

2018: SAC Sektion Davos übernimmt die Grialetsch-Hütte SAC

Am 25. Mai 2018 hat die SAC Sektion Davos an einer ausserordentlichen Generalversammlung einstimmig für die Übernahme, Erweiterung und Sanierung der Grialetsch-Hütte SAC gestimmt. Ebenfalls einstimmig wurde dem Vorstand die Kompetenz zur Umsetzung aller erforderlichen Massnahmen erteilt und ein Planungskredit genehmigt.

Am Sonntag, den 7. Oktober 2018 haben sich 60 Vertreterinnen und Vertreter der beiden Sektionen St. Gallen und Davos des Schweizer Alpen-Club SAC bei der Grialetsch-Hütte SAC zu einer Übergabefeier getroffen. Gemeinsam wanderten sie vom Dürrboden hinauf. Empfangen wurden sie gegen Mittag mit den Klängen eines Alphornbläser-Trios. Anwesend war auch Christian Fischbacher, der Enkel des damaligen Stifters.

Sämi Menzi, Präsident der SAC Sektion Davos, und Marcel Halbeisen, Vize-Präsident der Sektion St. Gallen, betonten mit ihren Grussworten die freundschaftliche Zusammenarbeit und zeigten sich erfreut, dass dieser Eigentumswechsel stattfinden kann. Die beiden Präsidenten erzählten bei dieser Gelegenheit aus der Geschichte der Berghütte: Die Grialetsch-Hütte wurde 1928 von der SAC Sektion St. Gallen erstellt. Zu verdanken war es Otto Fischbacher, dem bekannten Textilunternehmer und begeisterten Alpinisten, der viel im Engadin unterwegs war. Zum Bündner Hochtal hatte er offensichtlich eine starke Beziehung.

Im Keller der Grialetsch-Hütte befindet sich ein Fels. Vor 90 Jahren wurde daran herumgekratzt und seither hat er nicht mehr viel Sonne gesehen. Aber im Gegenzug ist eine herrliche Bergunterkunft entstanden, die vielen Berggängern als willkommene Mittagsrast oder als Übernachtungsmöglichkeit dient. Der Fels stand während der Schneeschmelze oft tief im Wasser, so dass ein langes Entwässerungsrohr gebohrt werden musste, damit das Wasser abläuft und nicht kübelweise herausgeschöpft werden musste. Solche Vorkommnisse zeigen, dass auf einer Hütte immer wieder mal Unvorhergesehenes passiert und dann möglichst schnell Abhilfe geleistet werden muss. Die St. Galler Sektion hat dies mit der Unterstützung der Hüttenwarte mit Bravour geschafft.

Am 1. November 2018 ist die Grialetsch-Hütte SAC offiziell von der SAC Sektion Davos übernommen worden.

2019: Eine umfassende Gesamtsanierung wird geplant

Die SAC Sektion Davos plante nach der Übernahme eine umfassende Sanierung der Hütteninfrastruktur. Es sollen eine neue Küche mit Keller und genügend Lagerraum, neue Zimmer für den Hüttenwart und seine Mitarbeitenden, ein Trockenraum und eine neue innere Erschliessung (Eingangsbereich, Treppe) erstellt werden. Auch die Zimmergrösse, Schlafplatzbreite werden verbessert. Zudem muss die Wasserversorgung und die Kläranlage den Vorgaben angepasst werden.

Mit Hüttenprojekten hat die Sektion Davos bereits grosse Erfahrung und Erfolg. Der Neubau der Kesch-Hütte im Jahr 2000 ist in jeder Hinsicht ein wahres Meisterstück. Ausgerüstet mit Photovoltaik, Solartechnik, eigener Kläranlage und Quelle ist die Hütte ein ökologisch ausgerichteter und zertifizierter Betrieb und gewann 2001 sogar den Schweizer Solarpreis.


2021: Die Gesamtsanierung wird – mitten in der Corona-Pandemie – erfolgreich realisiert

Zwischen Mitte Mai und Mitte Oktober 2021 wurde die Grialetsch-Hütte SAC mit einem funktionalen Anbau erweitert und umfassend saniert. Das Bauprogramm konnte trotz erschwerten Rahmenbedingungen (teilweise missliches Wetter, Corona-Schutzmassnahmen, unerwartet Schäden im Altbau, logistische Herausforderungen einer alpinen Baustelle) planmässig umgesetzt werden. Im «Umbau-Blog» gibt es viele eindrückliche Bilder der Hochgebirgsbaustelle Grialetsch.

Wir verwenden Cookies und Tracking-Technologien gemäss unserer Datenschutzerklärung, um Ihnen das beste Web-Erlebnis zu bieten. Zur Datenschutzerklärung